Haushaltsrede der SPD-Fraktion für das Jahr 2012
Verehrter Bürgermeister, verehrte Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren,
„2012 wird schwierig“ Kanzlerin Angela Merkel formulierte dies so in ihrer Neujahrsansprache.
Hätte die Kanzlerin zum Jahreswechsel den Investitionsplan des Marktes
Weidenberg gesehen, so hätte sie sicherlich ergänzt, „in Weidenberg wird
es auch in den Folgejahren schwierig bleiben“.
Begründet wäre diese Aussage in der Tatsache, dass wir mit den begonnenen bzw. vorgesehenen Maßnahmen in:
• z.B. Kindergärten und Krippen
• Brücken
• Hochwasserschutz, Wasserversorgung
• Feuerwehr
• Straßen, Gehwege u.s.w.
große und kostenintensive Aufgaben vor uns haben.
Damit wir diese Vorhaben auch wirklich realisieren können,
heißt es für uns alle sorgsam abzuwägen, wie wir unseren finanziellen Rahmen einsetzen.
Nach wie vor heißt es nachhaltig zu planen und vor allem
verantwortungsbewusst einzuschätzen wie viel Neuverschuldung wir
insgesamt noch schultern und tragen können.
Neuverschuldungen ziehen bekanntlich höhere Tilgungs- und
Zinsaufwendungen nach sich und die Zinsaufwendungen erschweren u.a.
wiederum im Resultat die Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt zu
erreichen.
Da die Zuführung jedoch mindestens den Betrag der jährlichen Tilgung
erreichen sollte, wird diese Meßlatte durch Neuverschuldungen aktuell
Jahr für Jahr bei uns höher gelegt.
Wie heute bereits gehört, erreichen wir die Mindestzuführung in diesem
Jahr nicht und somit muss im Bezug auf eine freie Finanzspanne leider
Fehlanzeige gemeldet werden.
Mit dieser Situation stehen wir in Weidenberg aber nicht alleine.
Bei der Haushaltssitzung des Kreistages Bayreuth am 24.02.2012 konnte
man u.a. hören, dass ca. die Hälfte der Landkreiskommunen im letzten
Jahr die Mindestzuführung nicht erreichten und dass bei den
Landkreiskommunen ein Schuldenanstieg zu verzeichnen ist.
Auch die Gesamtschulden des Marktes Weidenberg werden in diesem und in den nächsten Jahren weiter anwachsen.
Die ein oder andere genannte Maßnahme wurde zwar im Investitionsplan
bereits auf einen späteren Zeitpunkt geschoben, kommen und somit
finanzieren, werden wir diese aber trotzdem müssen.
So werden wir Ende 2012 einen Schuldenstand in Höhe von 13.394.000,00 Euro erreichen.
Die vor uns liegenden Aufgaben werden wir somit leider nicht mit einem
kurzen Sprint oder Kurzstreckenlauf bewältigen, nein verehrte
Kolleginnen und Kollegen, hier haben wir schon einen gewaltigen Marathon
vor uns.
Wenn ich es auch ungern sage bzw. bestätige, die Kanzlerin hatte also recht, es wird und es ist wirklich schwierig.
Natürlich wissen wir, dass laufende und angedachte Maßnahmen teilweise
beschlossen oder auch unumgänglich sind und somit durchgeführt werden
müssen. Wir wissen auch, dass genau für diese Vorhaben unsere
Einnahmenseite zu schwach ist und somit Kreditaufnahmen notwendig sind
bzw. dass wir sogar dazu gezwungen werden.
Denn wo soll das Geld weiter herkommen. Für uns Kommunen würden wieder
nur die Bürgerinnen und Bürger übrig bleiben. Wieder mal, Steuern und
Hebesätze auf den Prüfstand. Wieder mal die Deckung bei Wasser und
Abwasser prüfen, damit wir ja die vorgeschriebenen Kostendeckung
erreichen. Wieder einmal über die Kindergartengebühren oder über unsere
freiwilligen Leistungen nachdenken. Wir meinen, die Bürger in diesem
Land und somit auch in Weidenberg sind genug gebeutelt. Alleine die
aktuellen Benzin- oder Ölpreise wirken sich extrem negativ im Geldbeutel
der Menschen aus.
Eine Zitrone kann man vielleicht 5 bis 6 mal auspressen oder ausdrücken, aber irgendwann kommt hier kein einziger Tropfen mehr.
Ich würde mich nicht wundern wenn sich der ein oder andere Bürger in der genannten Zitrone wieder findet.
Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass man leider nicht weiß ob
die Ansätze bei den zu erwartenden Steuereinnahmen unterschritten oder
doch übertroffen werden. Wir denken allerdings, dass diese realistisch
und vorsichtig angesetzt wurden und hoffen damit keinerlei Überraschung
zu erleben. Wobei wir nichts gegen ein Übertreffen der Habenseite
hätten.
Wo aber wären denn nun Ansätze für eine Verbesserung der finanziellen Lage?
Grundsätzlich gibt es nur zwei Möglichkeiten:
• Möglichkeit 1, die Ausgaben senken
• Möglichkeit 2, die Einnahmen erhöhen
Ein Blick in unseren Verwaltungshaushalt lässt uns jedoch schnell
erkennen, dass die Möglichkeiten bei den Ausgaben sicherlich begrenzt
und eher von weniger durchschlagender Wirkung wären.
Aber sicherlich könnten z.B. die Energiekosten durch energetische
Sanierungen dauerhaft gesenkt werden. Zum Beispiel kleine Schulturnhalle
od. Rathaus. Der Markt wäre von Einsparungen über die Steuerung der
Umlagen beteiligt. Aktuell wären in diesem Bereich subventionierte
0 %-Finanzierungen möglich.
Als Stellschraube zu deutlichen Mehreinnahmen greifen wir z.B. die Einkommensteuerbeteiligung auf.
Der Markt Weidenberg hat eine hervorragende Infrastruktur, eine
landschaftlich wunderschöne Lage, eine komplett neu sanierte Schule
mit Angebot für Ganztagsunterricht. Ab Herbst diesen Jahres werden wir
einen nagelneuen Kindergarten mit Krippe in Weidenberg haben und ebenso
hervorragend sind wir in Neunkirchen für unsere Kleinen ausgerüstet.
Wir haben eine nachhaltige Wasserversorgung und eine tolle Bus- und Bahnverbindung von und nach Bayreuth und darüber hinaus.
Wir haben ein funktionierendes Vereinsleben mit Bürgerinnen und Bürgern
die sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen und ein beachtliches
Engagement an den Tag legen. Wir haben Feuerwehren die sehr gut
ausgestattet sind und überdurchschnittliche Leistungen erbringen.
Wir sind wer meine lieben Kolleginnen und Kollegen und wir haben in Weidenberg wirklich einiges zu bieten.
Wir sind der Meinung, dass dies schlagkräftige Argumente für eine
Prüfung auf Ausweisung neuer Baugebiete, speziell auch für junge
Familien, wären.
In den letzten 10 Jahren hatte Weidenberg ein minus von 4,5 % in der
Einwohnerstatistik. Wir haben seit Januar 2002 insgesamt 301 Einwohner
verloren. Die Fixkosten aus unserer Infrastruktur ermäßigen sich jedoch
nicht. Die niedrigere Bürgerzahl muss diese auffangen.
Wie man ein solches Vorhaben, kostengünstigst für den Markt realisieren könnte, wäre zu prüfen.
Zur Unterstützung könnte man sich in diesem Bereich z.B. erfahrene
Entwicklungsgesellschaften mit entsprechenden Referenzen ins Boot holen.
Wir meinen weiterhin, dass man sich auch Hilfe in einer positiven,
professionellen Werbung (z.B. Oberfranken TV) holen könnte. Wohl
wissend, dass diese Professionalität nicht zum Nulltarif zu haben sein
wird.
Natürlich sollten bei all den Überlegungen auch die freien
Grundstücksbestände mit Baumöglichkeiten geprüft und einbezogen werden.
Unser Ziel sollte es aber sein, dass unsere Investitionen weiterhin mit Leben gefüllt sind.
Neben der positiven Auswirkung auf unseren Anteil aus der
Einkommensteuer wären hiervon weiterhin Zuwächse bei Grund- und
Grunderwerbssteuer zu verzeichnen.
Selbstverständlich wissen wir, dass man hierfür eine gewisse Portion Mut
benötigen wird. Aber mit der entsprechenden Weitsicht und dem vorhanden
Augenmaß sollte sich das Risiko in Grenzen halten.
Denn aus Sorge vor der Zukunft zu wenig zu unternehmen reduziert zwar
die Risiken, allerdings schließt es die Teilhabe an Chancen auch aus.
Dies schlägt die Brücke zu einer weiteren Möglichkeit in unserer
Marktgemeinde nachhaltig Werte zu schöpfen. Die Energiewende bietet
neben der einmaligen Chance den Weg zu sauberer Energieerschließung
mitzugestalten, auch die Chance als Kommune mit unseren Bürgern davon
vor Ort zu profitieren. Es gilt die Rahmenbedingungen rechtzeitig zu
prüfen um bei guten Voraussetzungen startklar zu sein.
Doch nun zurück zum vorliegenden Haushaltsplan aus dem ich in diesem Jahr 2 Positionen besonders herausstellen möchte.
1.) Im Kindergartenbereich erwarten wir 2012 einen Fehlbetrag von
298.300,– Euro. Somit gibt der Markt für jedes unserer 204
Kindergarten- und Krippenkinder einen Zuschuss von stolzen 1.462,– Euro
pro Jahr dazu.
In diesem Zusammenhang möchte ich schon noch erwähnen, dass die
SPD-Landtagsfraktion im Herbst letzten Jahres die Regierungsparteien an
ihr Versprechen im Koalitionsvertrag bzgl. kostenloses, letztes
Kindergartenjahr mittels eines Gesetzentwurfes erinnert hat.
Aber liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser fand in den Ausschüssen bei
SPD und Freien Wählern Zustimmung, bei Bündnis 90/die Grünen Enthaltung
und von CSU und FDP Ablehnung. Schade.
Noch einen Schritt weiter gegangen ist nun der Zukunftsrat der
bayerischen Staatsregierung. Dieser fordert nämlich Kindergartengebühren
komplett abzuschaffen.
Dem stimmen wir unter der Voraussetzung zu, dass der Freistaat auch die
Kosten dafür übernimmt und diese nicht auf die Städte und Gemeinden
abwälzt.
2.) An Umlage und Versicherungen für unsere 305 Schulkinder wenden wir in diesem Jahr pro Kind knapp über 2.300,– Euro auf.
Alleine die Schulverbandsumlage beträgt 671.000,– Euro.
Zählen wir die Versicherung noch dazu, so kommt der Markt auf eine Gesamtaufwendung für unsere Schulkinder von rund 700 T Euro.
Mit den 300 T Euro für die Kindergarten- und Krippenkinder stemmen wir nur in diesen beiden Bereichen eine ganze Million.
Eine wie wir meinen beachtliche Summe in unserem Haushalt.
Unbestritten aber eine richtige Investition in die Zukunft unserer Kinder die unsere volle Unterstützung hat.
Bemerkenswert sind bei unserer Schule ein paar statistische Zahlen.
• Hatten wir 2003 noch 442 Schüler aus Weidenberg, so sind es aktuell noch 305. Rückgang in 10 Jahren 137 Schüler od. 31 %
• Betrug die Umlage 2003 noch 497.250,– Euro, so zahlen wir in diesem
Jahr wie bereits gehört 671.000,– Euro, dies ist ein plus von
173.750,– Euro od. 35 %
• pro Schüler betrug die Umlage 2003 1.125,– Euro und aktuell liegen
wir bei stolzen 2.200,– Euro = plus 1.075,– Euro od. 95,5 %.
• Zusammengefasst: Kosten steigen, Schülerzahlen sinken.
Somit würde uns sicherlich auch in diesem Bereiche eine positive Einwohnerentwicklung gut tun.
Mit diesen bemerkenswerten Zahlen komme ich zum Schluss und bedanke mich
im Namen meiner Fraktion bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der Verwaltung und des Marktes, bei Bürgermeister Hans Wittauer,
Alt-Kämmerer Bernhard Dumbach, Neu-Kämmerer Marco Böhner und
Verwaltungsleiter Klaus Bauer für die geleistete Arbeit und die sehr
gute Zusammenarbeit.
Dieser Haushalt ist nach unserer Meinung ehrlich und den vorgegebenen Rahmenbedingungen entsprechend vernünftig gestaltet.
Die Fraktion der SPD wird dem Haushalt 2012 zustimmen.
Meine heutigen Ausführungen möchte ich mit einem Zitat beenden.
Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist sie selber zu gestalten.
(Peter F. Drucker, US-amerik. Unternehmensberater und Publizist)